e05.4 Protokoll zum 09.02.23

Bitte Titel anklicken

Zeit: 13:50 bis 15:20                       -                              Raum: B01.1

anwesend: Anni und Thies          -                              entschuldigt: Athina, Josephine

Zum Vokabelheft: Bitte Artikel und Genitiv bei Substantiven mit aufnehmen. Das ist wichtig, um zu wissen, wie ds Substantiv dekliniert wird.

Wiederholung: Paradigma des Artikels ὁ, ἡ, τό im Sg. und Plural.

Zur 3. Deklination:
Dort endet der Genitiv auf -ος  (nicht zu verwechseln mit dem Nom.Sg.m. in ὁ κόσμ-ος!), also πατήρ, πατρός.

Zur Verwandtschaft der idg. Sprachen:
Anni brachte uns auf den Vergleich von griechisch πατήρ, mit lat. pater, dt. Vater und engl. father.
Aus dem Vergleich der Wörter und Sprachen hat die Forschung ihre „Verwandtschaft“ herausgefunden; denn viele stammen vom Indogermanischen (Idg.) ab. Das die meisten Sprachen von Indien bis Portugiesisch umfasste. Es gab natürlich kein idg. Volk, und wann und wie sich die das Idg.in dem weiten Raum zwischen Protugal und Indien ausbreitete, ist völlig unklar. Aber die Rekonstruktion dieser idg. Sprache funktioniert sehr gut.

Nun habe ich Euch doch (nur in der pdf-Version!) einen Überblick über alle indogermanischen Sprachfamilien gegeben (grün), die sich ab 3000 vor Chr. gebildet haben sollen, und einige der heute noch gesprochenen Sprachen aufgeführt (rot). Es gibt natürlich noch sehr viel mehr einzelne idg. Sprachen als die hier genannten. Dies ist wie gesagt nur eine Überblick.

Ein Beispiel der Verwandtschaft betrachteten wir in der o-Deklination:

θε-ό-ς „Gott“ setzt sich zusammen
aus dem Stamm θε-, dem „Themavokal“ für die o-Deklination -o- und der Endung -ς.
de-u-s „Gott“ im Lateinischen ist ganz ähnlich: Hier ist der Themenvokal -o- aber zu -u- abgeschwächt.
Im Akkusativ θε-ό-ν geht das -ν geht zurück auf ein idg. sonantisches (also halbvokalisches) -£.
Zusammen mit dem Themavokal -o- wurde daraus ein -ο-μ und entwickelte sich zu -ό-ν.
und da die Griechen immer ein auslautendes -μ in ein -ν verwandelten, entstand die Endung -ον, also θε-όν.
Ιm Lateinischen wurde aus dem Themavokal -o- wieder ein -u-, und das -m wurde beibehalten: de-um.

In der Endung des Akk.Pl. -¤s finden wir ein sonantisches -¤. Vor dem -s fiel es dann allerdings aus,
als Ersatz wurde aber der vorhergehende Vokal gedehnt (Ersatzdehnung); das ergab gr. θε-ούς, lat. de-os.
Wir werden den Ausdruck Ersatzdehnung noch oft hören.

Auch in der konsonantischen Deklination wird der Akk.Sg. mit idg. -£ gebildet.
Da wird die Endung nicht an einen Themavokal, sondern direkt an den konsonantischen Stamm angehängt.

Der Stamm πατέρ-, in Kurzform πατρ- wird im Nominativ gedehnt: πατήρ
bekommt als Akk.-Endung das sonantische -£, und dies wird
im Gr. nach dem Konsonanten zum Vokal -α: πατέρ-α,
im Lat. zu -em: patr-em.
Im Germ. Vater/father ist wie so oft die Endung ganz wegfallen.

Zum α impurum:
Es ist aus einer idg. Deklination hervorgegangen, deren Themavokal -Øᾰ -mit kurzem ᾰ lautete.
Das halbvokalische Ø hat im Griechischen unterschiedliche Wirkung hervorgerufen:
So verwandelte es den Stammauslaut -τ- in attisch -ττ- oder ionisch -σσ-: θάλατ-Øᾰ > θάλαττᾰ/ θάλασσᾰ „Meer“
oder den Stammauslaut -κ- zu -ξ-: δόκ-Øᾰ wird zu δόξᾰ „Meinung, Ansehen“.
Ja sogar nach ι, ε, ρ (nach dem ja sonst das lange α purum steht) es vor
in γέφυρ-Øᾰ > γέφυρᾰ und ἀλήθεσ-Øᾰ > ἀλήθειᾰ.
Der jeweilige Akk.Sg. endet ebenfalls kurz auf -ᾰν: θάλαττᾰν, δόξᾰν, γέφυρᾰν und ἀλήθειᾰν.
Alle anderen Kasus enden wie in der allgemeinen a-Deklination.
Also lernen wir in den Vokabeln ἡ θάλασσα, τῆς θαλάσσης - ἡ γέφυρα, τῆς γεφύρας.

Wir übersetzen:
 

ὁ δὲ λέγει· ὑστάτην μοι εὐχή ἐστιν μόνον

Der aber sagt: Ich habe nur einen letzten Wunsch,

ὅτι μοι ἔξεστιν ἀείδειν ὑστάτην ᾠδήν.

dass es mir erlaubt ist, ein letztes Lied zu singen.

ἔπειτα οἱ ναυτικοὶ χαίρουσιν,

Da freuen sich die Seemänner,

ὅτι ἔξεστιν
τὴν τοῦ γνωρίμου κιθαρῳδοῦ ᾠδὴν ἀκούειν.

dass es möglich ist,
das Lied des berühmten Sängers zu hören.

ὁ δὲ τὴν κιθάραν λαμβάνει
καὶ ἀείδει μακρᾷ φωνῇ.

Der aber nimmt die Kithara
und singt mit lauter Stimme:

καὶ ἔπειτα εἰς τὴν θάλασσαν πίπτει.

Und danach sttürzt er ins Meer.

τύχῃ δὲ μακρὸς δελφὶν τήν ᾠδὴν ἀκούει
καὶ ἀσπασίως ἥκει.

Zufällig hört ein großer Delphin den Gesang,
und kommt erfreut heran.

ἀλλὰ τὰ μάλιστα θαυμάσια ταδί ἐστιν.

Aber das am meisten Wunderbar ist folgendes:

ὁ γὰρ δελφὶν τὸν κιθαρῳδὸν ἀναλαμβάνει
ἐπὶ τὸ νῶτον

Der Delphin nimmt nämlich den Sänger
auf seine Schulter

καὶ φέρει εἰς τὴν Πελοπόννησον.

und bringt <ihn> zur Peloponnes.

 

Nächster Termin: Mittwoch (!), 8. und 9. Std.

Vorbereitung dazu:

  • Wiederholung:        Deklination des Artikels aufsagen können
  • Formen:                     Die Deklination von ἡ θάλαττα und ἡ γέφυρα (e05.1) aufsagen können.
  • Schreiben:                Die Sätze 15-18 von e05.1_Ἀρίων  abschreiben und mir bitte zuschicken.
  • Lesen:                         e05.1_Ἀρίων  lesen können.