Erste Grundbegriffe der Grammatik

Der Artikel
ὁ, ἡ, τό: Das Altgriechische kennt (wie das Deutsche) den bestimmten Artikel,
              aber keinen unbestimmten Artikel (so auch im Dt. beim Plural: "Menschen").
τις, τι:    Anstelle des unbestimmten Artikels kann das enkl. Indefinitpronomen eingesetzt werden:
              φιλόσοφός τις "irgendein/ ein gewisser/ ein Philosoph"
Fehlt      der Artikel, kann das aber auch die Generalisierung eines Substantivs anzeigen:
          Πάντων χραμάτων μέτρον ἄνθρωπός ἐστιν. "Aller Dinge Maß ist der Mensch (generell)"

Die Kopula εἰμί etc. und das Prädikatsnomen (PN)
Kopula εἰμί etc. (= finite Verbform) + Prädikatsnomen (= Nomen/ Partizip)  = Prädikat
►      Πάντων χραμάτων μέτρον ἄνθρωπός ἐστιν.
Auch andere Verben wie γίγνομαι "werde" oder δοκέω "scheine" können die Kopula bilden.
ἔστι(ν): als Vollverb gebraucht "ist vorhanden, existiert" trägt den Akzent auf der ersten Silbe.

Die Ellipse
Die Kopula εἰμί, kann  - im Infinitiv und jeder finiten Form - ausgelassen werden;
häufig in markanten Aussagen:
      ἄνθρωπος μικρὸς κόσμος.

Kongruenz
Das Prädikat - also auch Kopula und Prädikatsnomen - richtet sich in Numerus und Genus nach
dem Subjekt.
Im Deutschen bleibt das adjektivische Prädikatsnomen endungslos
(und wird deswegen häufig mit dem Adverb verwechselt):
►      Ἀνελεύθεροι
γάρ εἰσιν οἱ φιλάργυροι. "Denn unfrei sind die Geizigen."
Im Deutschen steht ein Adjektiv oder Pronomen als Prädikatsnomen immer im Neutrum.
►      A
ὕτη ἡ ἐμὴ οἰκία ἐστιν. "Dies ist mein Haus."

Sonderfall kollektives Neutrum Plural auf -ᾰ:
Neutr.Pl. wird als kollektiver Sg. aufgefasst ähnlich dem deutschen "das Gebirge" für "die Berge".
Neutr.Pl. als Subjekt verbindet sich also mit dem Prädikat im Sg.:
►      τὰ ἐλάχιστα πρῶτα σώματα ἄτομά [ἐστιν] Die kleinsten ersten Körper sind unteilbar.

Wenn ein substantiviertes Adjektiv oder Pronomen im Neutr.Pl. steht,
übersetzen wir das im Deutschen in der Regel mit dem kollektiven Singular:
►      Πάντα ῥεῖ "Alles fließt"; oder wir ergänzen ein Substantiv: "Alle Dinge fließen"
►      τὰ ἔσχατα "das Letzte " oder "die letzten Dinge"
          Falsch wäre die Übersetzung "die Letzten"; da wir das als "die letzten Menschen" verstehen.

Die Satzstellung
Im Altgriechischen ist die Satzstellung grundsätzlich frei. 
Sie sollte beim Übersetzen nach Möglichkeit beibehalten werden,
da sie im Textzusammenhang oder zur Hervorhebung des Wichtigen Bedeutung hat:
►      Πάντων χραμάτων μέτρον ἄνθρωπός ἐστιν. "Aller Dinge Maß ist der Mensch",
          besser als: "Der Mensch ist das Maß aller Dinge".

Im Deutschen ist aber die Stellung des finiten Verbs (Prädikat) festgelegt
und zwingt häufig, von der Reihenfolge der Wörter im Griechischen abzuweichen:
Im Aussagesatz und der Wortfrage steht es immer an zweiter Stelle der Satzteile: "Das mag ich."
in der Satzfrage am Satzanfang: "Magst du das?"
im Nebensatz an dessen Ende: "Weil ich das mag, ..."
Die Prädikatsklammer kommt als Besonderheit hinzu:
Wir halten das nicht aus. Wir halten das einmal fest. Wir haben das schon allzu lange ausgehalten.