e08.4 Protokoll zum 23.03.23

Zeit: 14:20 Uhr bis 16:10 Uhr      -              Ort: Rottkampweg 57

Die Übung zu den diakritischen Zeichen:

Nochmals die Akzentregeln, die Du eigentlich weißt, aber auch anwenden musst:

  1. Der Zirkumflex kann stehen:
    1. auf langem Vokal der letzten Silbe,                                                                 
    2. auf langem Vokal der vorletzten Silbe, wenn der Vokal der letzten kurz ist;
      andernfalls steht statt des Zirkumflex ein Akut.
  2. Der Akut kann stehen:
    1. auf jedem Vokal der letzten Silbe, wenn kein Satzzeichen folgt;
      andernfalls verwandelt er sich in einen Gravis,
    2. auf jedem Vokal der vorletzten Silbe,
    3. auf jedem Vokal der drittletzten Silbe, wenn der Vokal der letzten kurz ist;
      andernfalls wandert er auf den Vokal der vorletzten Silbe zurück
  3. Der Gravis kann nur auf dem Vokal der letzten Silbe eines Wortes stehen, und zwar s.o. 2 a)
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  4. Die Diphthonge sind grundsätzlich lang; der Akzent steht gegebenenfalls auf ihrem zweitem Vokal;
    Ausnahmen bilden in der Konjugation die Endungen auf -αι
    und in der o- und a-Deklination die Endungen -oι und -αι im Nom.Pl.

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  1. Bei Nomina (also bei Substantiven, Artikeln, Adjektiven, Pronomina)
    wird der Akzent des Nominativ beibehalten, solange 1) bis 3) es zulassen.
  2. Bei Verben geht der Akzent (von einigen später zu lernenden Ausnahmen abgesehen)

grundsätzlich so weit nach vorn wie gemäß 1) bis 3) möglich.

 

Die 10 Atona:

 

 

 

οὐ
οὐχ

οὐκ

 

 

 



1 Negation

 

 

ὡς

 

εἰ

 

 

2 Konjunktionen

 

εἰς

 

ἐν

 

ἐκ/ἐξ

 

3 Präpositionen

 

 

οἱ

 

αἱ

4 Artikel

 

Zu den Kasus:

 

 
  

 

 

 

 

 

 
 

 

 

Akk.: wohin?                                       Dativ: wo?                                Gen.: woher?
εἰςτὴνοἰκίαν                           ἐντῇοἰκίᾳ                                ἐκτῆςοἰκίας

 

 

 

Wir lernen als Beispiele für die Deklinationen:

  • Die Artikel als Beispiel für die a- und o-Deklination, z. B. in e02.2
  • Das Indefinitpronomen als Beispiel für die 3. Deklination in e07.6
    (dort siehst Du auch, wie die Kasusformen bei den verschiedenen Wortstämmen erkennbar sind).


Und noch einmal zum α impurum (s. die Beispiele in e05.1):

  1. Das α impurum in der a-Deklination kommt nur im Nom./Akk.Sg. vor;
    denn alle weiteren Kasus richten sich nach dem Gen.Sg.
  2. Man erkennt das α impurum im Vergleich mit dem Gen.Sg. (der ja mitzulernen ist):
    am Wechsel -α/-ης häufig mit Akzent-Wechsel: ἡ δόξα, τῆς δόξης – γλῶττα, γλώττης - θάλαττα, θαλάττης
    oder nach ε, ι, ρ nur am Akzentwechsel: ἡ γέφυρα, τῆς γεφύρας - ἀλήθεια, ἀληθείας – πρῷρα, πρῴρας
    Dabei helfen also die oben genannten Akzentregeln.

Wir lernen Beispiele für die Konjugationen :

  • für das Präsens Aktiv einschließlich V.contractum auf -ε- in  e07.6 oder besser gleich in e08.3
  • für das Präsens Medio-Passiv einschließlich V.contractum auf -ε- ebenfalls in e08.3.

Zum Medio-Passiv:

  1. Das Passiv (die Leideform) ist als Gegensatz vom Aktiv leicht erklärt, aber das Medium gibt es im Dt. nicht.
    (ὁ ἅλς, τοῦ ἁλός „Salz“; τὸ ὕδωρ, τοῦ ὕδατος „Wasser“)
    1. Aktiv: ἡ γυνὴ τὸν ἅλα ἐν ὕδατι λύει „Die Frau löst das Salz in Wasser“,
      das heißt, sie handelt und ist aktiv.
    2. Passiv: ὁ ἅλς ὑπὸ τῆς γυναικὸς ἐν ὕδατι λύεται „Das Salz wird von der Frau in Wasser aufgelöst“,
      das heißt, es wird behandelt und ist passiv.
    3. Medium: ὁ ἅλς ἐν ὕδατι λύεται „Das Salz löst sich in Wasser auf“,
      das heißt, es handelt selbst und wird zugleich von sich selbst behandelt, es ist zugleich aktiv und passiv,
      oder anders ausgedrückt: es steht in der Mitte (= Medium) zwischen Aktiv und Passiv.
      Im Dt. müssen wir das Medium umschreiben; in vorliegenden Falle mit dem reflexiven „sich“.
  2. So wie λύω gibt es viele Verben, die mit der Konjugationsform des Medio-Passiv
    entweder als Passiv oder als Medium aufzufassen sind.
    Was jeweils gilt, geht aus dem Sinnzusammenhang hervor. Ein zweites Beispiel:
    1. Aktiv: τὰς χεῖρας λούω (1.Person Singular Aktiv)„Ich wasche die Hände“
    2. Passiv: αἱ χεῖρες ὑπὸ ἐμοῦ λούονται (3. Person Plural Passiv) „Die Hände werden von mir gewaschen“
    3. Medium: τὰς χεῖρας λούομαι (1. Person Singular Medium) „Ich wasche mir die Hände“

Das Partizip Präsens:
Was ist das Partizip? Ein „Mittelwort“, das Verb und Adjektiv in sich vereint;
denn es wird von einem Verb gebildet, hat aber die nominalen Endungen eines Adjektivs.

  1. Das Partizip Präsens Aktiv (Part.Pr.A) des Gr. entspricht dem deutschen Partizip I:
    κυλίων, κυλίουσα, κυλίον – Gen. κυλίοντος, κυλιούσης, κυλίοντος „wälzend“
    1. Beispiel des attributiven Part.Pr.A zwischen Artikel und Substantiv, also mit Bezug zum Substantiv:
      ὁ τὸν πέτρον κυλίων Σίσυφος πολὺν πόνον ἔχει.
      „Der den Stein wälzende Sisyphos hat viel Mühe.“
    2. Beispiel des prädikativen Part.Pr.A, also außerhalb der verbalen Klammer mit Bezug zum Prädikat:
      τὸν πέτρον κυλίων ὁ Σίσυφος πολὺν πόνον ἔχει.
      „Den Stein wälzend hat Sisyphos viel Mühe.“
      Letzteres ist wie ein Nebensatz und kann auch so übersetzt werden: „Indem er den Stein wälzt, …“
  2. Das Partizip Präsens Passiv (Part.Pr.P) des Gr. entspricht in etwa dem dt. Partizip II:
    κυλιόμενος, κυλιομένη, κυλιόμενον – Gen. κυλιομένου, κυλιομένης, κυλιομένου „gewälzt“
    1. Beispiel des attributiven Part.Pr.P zwischen Artikel und Substantiv, also mit Bezug zum Substantiv:
      ὁ ἀεὶ πάλιν ἄνω ὠθούμενος πέτρος τῷ Σισύφῳ πολὺν πόνον φέρει. [ἄνω „noch oben“]
      „Der immer wieder nach oben gestoßene Stein bringt Sisyphos viel Pein.“
    2. Beispiel des prädikativen Part.Pr.P, also außerhalb der verbalen Klammer mit Bezug zum Prädikat:
      ἀεὶ πάλιν ἄνω ὠθούμενος ὁ πέτρος τῷ Σισύφῳ πολὺν πόνον φέρει.
      „Immer wieder nach oben gestoßen bringt der Stein Sisyphos viel Pein.“
       
  3. Das Partizip Präsens Medium (Part.Pr.M) des Gr. muss im Dt. umschrieben werden:
    1. Beispiel des attributiven Part.Pr.M zwischen Artikel und Substantiv, also mit Bezug zum Substantiv:
      ὁ ἀεὶ πάλιν κάτω ὠθούμενος πέτρος Σισύφῳ πολὺν πόνον φέρει. [κάτω „noch unten“]
      „Der immer wieder nach unten (sich stoßende) rollende Stein bringt Sisyphos viel Pein.“
    2. Beispiel des prädikativen Part.Pr.M, also außerhalb der verbalen Klammer mit Bezug zum Prädikat:
      ἀεὶ πάλιν κάτω ὠθούμενος ὁ πέτρος Σισύφῳ πολὺν πόνον φέρει.
      „Immer wieder nach unten (sich stoßend) rollend bringt der Stein Sisyphos viel Pein.“

Vorbereitung des nächsten Treffens (Wie ist Dein Ferien-Plan?):

  • Dieses Protokoll gründlich durchsehen und verstehen. Schreib Dir auf, was Du nachfragen musst.
  • Formen: siehe oben: „Beispiele für die Deklinationen“ und „Beispiele für die Konjugationen“.
  • Vokabeln: in e08.2 bis τεκνόω lesbar abschreiben und lernen (Die Namen kannst Du auslassen).
  • Lesen: Den Text e08.1 bis Z. 6.
  • Auswendig lernen (wenn Du magst): e08.1 bis Z. 4
  • Übung Akzente: e08.5 ausdrucken, diakritische Zeichen setzen und übersetzen.

Hast Du schon gesehen, dass ich unter e07.9 alle bisherigen Vokabeln in alphabetischer Reihenfolge in ein einzige Datei gepackt habe?

Viel Spaß dabei!