Roh- und Feinübersetzung - Beispiel: Phaidon 60β-60γ

Aufgabe:
Trenne das erste sinnvolle Kolon durch Zeilenende vom folgenden Text ab.
Übersetze in einer neuen Zeile darunter die Wörter eines nach dem anderen, ohne den dt. Satzbau zu beachten (Rohübersetzung). Verfahre ebenso mit den folgenden Kola bis zum Satzende.
Füge jeweils eine weitere Zeile hinzu, in der Du die Rohübersetzung in sinnvolles Deutsch (Feinübersetzung).
Wiederhole das Verfahren mit den folgenden Kola, so dass inmit der Feinübersetzug ein sinnvoller deutscher Text entsteht.

[60β] ὁ δὲ Σωκράτης ἀνακαθιζόμενος εἰς τὴν κλίνην
Sokrates sich aufsetzend aufs Bett
Sokrates setzte sich aufs Bett auf,

συνέκαμψέ τε τὸ σκέλος καὶ ἐξέτριψε τῇ χειρί,
bog sowohl den Schenkel/das Bein und rieb <mit> der Hand,
beugte das Bein und rieb es mit der Hand.

καὶ τρίβων ἅμα, ὡς ἄτοπον, ἔφη, ὦ ἄνδρες, ἔοικέ τι εἶναι τοῦτο
und reibend zugleich, wie unsinnig, sagte er, o Männer, scheint etwa zu sein dies,
Und während er es rieb, sagte er: Wie merkwürdig, ihr Männer, scheint das zu sein,

ὃ καλοῦσιν οἱ ἄνθρωποι ἡδύ·
das/was (Relativum) nennen die Menschen süß.
was die Menschen angenehm nennen.

ὡς θαυμασίως πέφυκε πρὸς τὸ δοκοῦν ἐναντίον εἶναι, τὸ λυπηρόν,
wie erstaunlich (Adv.) ist er/sie/es geworden gegen das Scheinende gegenteilig zu sein, <nämlich> das Betrübliche,
Wie erstaunlich verhält es sich gegenüber dem, das (gegenteilig) das Gegentiel zu sein scheint, <nämlich> gegenüber dem Betrüblichen.

τὸ ἅμα μὲν αὐτὼ μὴ 'θέλειν παραγίγνεσθαι τῷ ἀνθρώπῳ,
<nämlich> (das Zugleich-zwar-beide-nicht -Wollen zugegen sein dem Menschen)
<nämlich die Tatsache> dass zugleich zwar beide nicht wollen zugegen sein dem Menschen,
<Ich meine den Umstand>, dass sie beide zwar nicht gleichzeitig beim Menschen sein wollen,

ἐὰν δέ τις διώκῃ τὸ ἕτερον καὶ λαμβάνῃ, σχεδόν τι ἀναγκάζεσθαι ἀεὶ λαμβάνειν καὶ τὸ ἕτερον,
wenn aber einer verfolgt das andere/eine und ergreift, dass er/sie/es beinahe gezwungen ist immer zu ergreifen auch das andere,
dass aber, wenn einer das eine an sich zieht und nimmt, er nahezu gezwungen zu sein scheint, immer auch das andere zu nehmen,

ὥσπερ ἐκ μιᾶς κορυφῆς ἡμμένω [60γ] δύ᾽ ὄντε.
wie an (aus) einem einzigen Ende (Gipfel) beide verbunden zwei seiend.
als ob <die> zwei an einem Ende verbunden wären.

καί μοι δοκεῖ, ἔφη, εἰ ἐνενόησεν αὐτὰ Αἴσωπος, μῦθον ἂν συνθεῖναι
Und mir er/sie/es scheint, sagte er, wenn bedachte das Äsop, dass <er/sie/es> eine Geschichte zusammengestellt hätte,
Und mir scheint, sagte er, wenn Äsop das bedacht hätte, dass er dann eine Fabel verfasst hätte,

ὡς ὁ θεὸς βουλόμενος αὐτὰ διαλλάξαι πολεμοῦντα,
wie/dass der Gott wollend diese Dinge versöhnen Krieg führende,
wie Gott sie, da sie sich nicht vertrugen, versöhnen wollte,

ἐπειδὴ οὐκ ἐδύνατο, συνῆψεν εἰς ταὐτὸν αὐτοῖς τὰς κορυφάς,
als/weil er nicht konnte, verband in dasselbe ihnen die Gipfel/Enden,
und ihnen <dann>, weil er es nicht schaffte, die Enden verknotete.

καὶ διὰ ταῦτα ᾧ ἂν τὸ ἕτερον παραγένηται ἐπακολουθεῖ ὕστερον καὶ τὸ ἕτερον.
und deswegen wem (auch immer) das andere/eine zuteil wird, folgt später auch das andere
Und deswegen folgt demjenigen, dem das eine zuteil wird, später auch das andere.

ὥσπερ οὖν καὶ αὐτῷ μοι ἔοικεν·
Wie/so also auch mir selbst er/sie/es scheint.
So scheint es nun auch <bei> mir <zu sein>.

ἐπειδὴ ὑπὸ τοῦ δεσμοῦ ἦν ἐν τῷ σκέλει τὸ ἀλγεινόν, ἥκειν δὴ φαίνεται ἐπακολουθοῦν τὸ ἡδύ.
Als/weil durch die Fessel war in dem Schenkel/Bein das Schmerzliche, zu kommen nun scheint folgend das Süße.
Nachdem von der Fessel  der Schmerz in meinem Bein war, scheint nun das Angenehme zu folgen.